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Papst Franziskus über die Apostasie

 

28 November 2013
Die große Apostasie und die Zeit der Heiden

 Der unheilvolle Gräuel und das Verbot der Anbetung. Der Glaube ist keine Privatangelegenheit, sondern fordert öffentliche Anbetung auch unter Verfolgungen. Das Vorspiel zum endgültigen Sieg des Herrn. Von Armin Schwibach Rom (kath.net/as).

Beim Endkampf zwischen Gott und dem Bösen, vor den die Liturgie am Ende des Kirchenjahres bringt, gibt es einen großen Fallstrick: die „universale Versuchung“. Dies betonte Papst Franziskus in seiner Predigt vom 28.11. bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ ausgehend vom Tagesevangelium (Lk 21,20-28).

 Dabei handelt es sich für Franziskus um die Versuchung, den Schmeicheleien dessen nachzugeben, der über Gott siegen will, indem er den überwältigt, der an ihn glaubt. Gerade aber der Glaubende habe einen klaren Bezugspunkt, auf den er blicken könne. Dies sei die Geschichte Jesu mit dessen Prüfungen, die er in der Wüste erlitten habe, mit dessen Prüfungen, die er in seinem öffentlichen Leben verbunden mit Beleidigungen und Verleumdungen ertragen musste, bis hin zur extremen Erniedrigung, dem Kreuz. Dort aber „verliert der Fürst der Welt seine Schlacht angesichts der Auferstehung des Friedensfürsten“.

 Der Papst erinnerte an diese Abschnitte aus dem Leben Christi, da im letzten chaotischen Aufruhr der Welt, wie er im Evangelium beschrieben werde, das, was auf dem Spiel stehe, bedeutender sei als das von den Naturkatastrophen dargestellte Drama:

 „Wenn Jesus von dieser Katastrophe in einem anderen Abschnitt spricht, sagt er uns, dass es sich dabei um eine Entweihung des Tempels, um eine Entweihung des Glaubens, des Volkes handeln wird: es wird der unheilvolle Gräuel sein, die Verwüstung durch den Gräuel (vgl. Mt 24,15). Was bedeutet das? Es wird wie ein Triumph des Fürsten der Welt sein: die Niederlage Gottes. Es hat den Anschein, dass er sich in jener Endzeit der Katastrophe dieser Welt bemächtigen wird, dass er der Herr der Welt sein wird“.

 Darin bestehe der Kern dieser „Endprüfung“: die Profanierung des Glaubens. Dies gehe unter anderem auch sehr deutlich aus dem hervor, was der Prophet Daniel erleide, wie dies die erste Lesung berichte (Dan 6,12-28). Daniel sei in die Löwengrube geworfen worden, da er zu Gott statt zum König gebetet habe. Die „Verwüstung durch den Gräuel“ habe damit einen genauen Namen: das Verbot der Anbetung.

 „Man darf nicht von Religion sprechen“, so Franziskus, „sie ist eine private Sache, nicht wahr? Öffentlich redet man nicht davon. Die religiösen Zeichen sind entfernt worden. Man muss den Anordnungen der weltlichen Mächte gehorchen. Man darf vieles tun, viele schönen Dinge, nur eines nicht: Gott anbeten. Verbot der Anbetung. Das ist der Mittelpunkt dieses Endes. Und wenn man zur Fülle – zum ‚Kairos’ dieser heidnischen Haltung gelangt, wenn sich diese Zeit der Heiden erfüllt – dann, ja dann wird er kommen: ‚Dann wird man den Menschensohn mit grosser Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen’ (Lk 21,27). Die Christen, die Zeiten der Verfolgung erleiden, Zeiten des Verbots der Anbetung, sind eine Prophetie dessen, was uns allen geschehen wird“.

In dem Augenblick, in dem die Zeiten der Heiden zu ihrer Erfüllung gekommen seien, liege dennoch der Moment, das Haupt zu erheben, da der Sieg Jesu Christi nahe sei.

 „Haben wir keine Angst“, so der Papst abschliessend, „allein er fordert uns Treue und Geduld ab. Treue wie jene Daniels, der seinem Gott treu geblieben ist und ihn bis zum Ende angebetet hat. Und Geduld, da uns die Haare nicht ausfallen werden. So hat es der Herr verheissen. Diese Woche wird es uns gut tun, an diese grosse Apostasie zu denken, die sich ‚Verbot der Anbetung’ nennt, und uns zu fragen: ‚Bete ich den Herrn an? Bete ich Jesus Christus, den Herrn, an? Oder spiele ich so halb und halb das Spiel des Fürsten dieser Welt?’ Bis zum Ende anbeten, voll Vertrauen und Treue: das ist die Gnade, um die wir in dieser Woche bitten müssen“.