Zweite Erscheinung der Heiligen Jungfrau Maria in Fatima
13. Juni 1917
Die Kinder warteten voller Erwartung auf diesen Tag. Die Frau hatte ihnen aufgetragen, jeden Monat am 13. zur Cova da Iria zu kommen. Einige Dorfbewohner schlossen sich ihnen an, und gemeinsam beteten sie den Rosenkranz.
Wie schon im Mai sahen sie erneut einen Lichtblitz – ein Zeichen der nahenden Erscheinung. Kurz darauf erblickten sie die Frau über der Steineiche. Lucia konnte es kaum erwarten, sie anzusprechen, und fragte voller Eifer:
„Was wünschen Sie von mir?“
Später berichtete Lucia ihren Eltern, dass die Frau ihr aufgetragen habe, lesen und schreiben zu lernen – ein ungewöhnlicher Auftrag für ein einfaches Kind aus dem ländlichen Aljustrel, wo Bildung damals vor allem den Wohlhabenden vorbehalten war.
Erneut bat die Frau um das tägliche Gebet des Rosenkranzes.
Lucia wagte eine persönliche Bitte:
„Ich möchte Sie bitten, uns mit in den Himmel zu nehmen.“
Die Antwort lautete:
„Ja. Jacinta und Francisco werde ich bald holen. Du aber wirst noch eine Zeitlang hier bleiben.
Jesus möchte sich deiner bedienen, damit die Menschen mich erkennen und lieben.
Er wünscht, dass die Verehrung meines Unbefleckten Herzens auf Erden verbreitet wird.
Wer diese Verehrung annimmt, dem verspreche ich das Heil.
Solche Seelen werden von Gott geliebt wie Blumen, die von mir dazu bestimmt sind,
Seinen Thron zu schmücken.“
In diesen Worten kündigte die Gottesmutter bereits an, was sie in der folgenden Erscheinung am 13. Juli näher erklären und am 10. Dezember 1925 in Pontevedra konkretisieren würde – Ereignisse, auf die später ausführlicher eingegangen wird.
Nach diesen Worten öffnete die Gottesmutter erneut ihre Hände, wie schon bei der ersten Erscheinung. Ein intensives Licht strahlte aus ihnen und tauchte die Kinder in ein unermessliches Lichtmeer.
Lucia beschreibt diese Erfahrung so:
„Wir sahen uns wie in Gott versenkt. Jacinta und Francisco schienen in jenem Teil des Lichtes zu stehen, der sich zum Himmel erhob, und ich in dem Teil, der sich über die Erde ergoss.“
Vor der rechten Handfläche der Gottesmutter erschien ein Herz, umgeben von Dornen, die es zu durchbohren schienen.
Die Kinder verstanden intuitiv, was sie sahen:
Es war das Unbefleckte Herz Mariens, verwundet durch die Sünden der Menschheit – ein Herz, das nach Sühne verlangt.
