Die Selig- und Heiligsprechung von Jacinta und Francesco

Die Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II.; am 13. Mai 2017 erfolgte dann die Heiligsprechung durch Papst Franziskus in Fatima
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Die Seherkinder von Fatima wurden am 13. Mai 2000 vom Heiligen Vater, Papst Johannes Paul II. in Fatima seliggesprochen

Die im portugiesischen Marienwallfahrtsort Fatima geborenen Seherkinder Francisco (1908-1919) und Jacinta (1910-1920) Marto werden bald als die zwei jüngsten Seligen der Katholischen Kirche verehrt werden dürfen. In Rom unterzeichnete Papst Johannes Paul II. am 28. Juni 1999 das Dekret zur Seligsprechung der im Alter von knapp 11 Jahren gestorbenen Geschwister und Seher-Kinder. Ihnen und ihrer heute 93jährigen Cousine, Schwester Lucia, die heute im Karmelitinnenkloster von Coimbra lebt, erschien die Gottesmutter 1917 sechsmal. Nach der Seligsprechung werden sie die ersten Kinder sein, denen als Nicht-Märtyrer diese Ehre zuteil wird.

Der Seligsprechungsprozess der Kinder begann schon 1979. Geleitet wurde das Verfahren von dem aus Ungarn stammenden Priester Pater Louis Kondor. Nach der üblichen Praxis der Kirche war die Seligsprechung von Kindern unter 17 Jahren, die nicht den Märtyrertod erlitten hatten, untersagt. Dieses Hindernis wurde von der Kirche 1981 beseitigt.

Am 13. Mai 1991, dem 10. Jahrestag des Attentats in Rom, kam Papst Johannes Paul II. zum zweiten Mal als Pilger nach Fatima. An diesem Tag verkündete er den „heroischen Tugendgrad“ der beiden Seherkinder. Ausschlaggebend dafür war die plötzliche Genesung der seit 22 Jahren gelähmt und bettlägerig gewesenen Frau Maria Emilia dos Santos aus Leiria. 17 Jahre lang habe sie zu den Kindern gebetet und schließlich 1987 eine Novene (Neun-Tage-Andacht) gehalten. Zum Abschluss der Novene war die Lähmung plötzlich verschwunden und sie konnte wieder aus eigener Kraft zuerst sitzen, dann sogar gehen. Nach eigenem Zeugnis hat sie sich sogar nach Rom zu ärztlichen Untersuchungen fliegen lassen. Weder zuvor in Portugal noch in Rom fand das untersuchende Ärzteteam eine natürliche Erklärung für ihre Genesung.

Wie der Vatikan verlauten ließ, waren nicht die Erscheinungen der Gottesmutter ausschlaggebend für die Seligsprechung der Kinder, vielmehr wurde ein beispielhaftes Verhalten gewürdigt, welches man bei Kindern in diesem Alter, ohne die notwendigen Gnadengaben, nicht unbedingt voraussetzen kann. So waren die Kinder auch angesichts eines durch die Gegner ihnen angedrohten qualvollen Todes und in Abwesenheit ihrer Eltern nicht bereit, über die ihnen von der Gottesmutter anvertrauten Geheimnisse zu sprechen; in kindlicher Offenheit waren sie eher bereit zu sterben, als der Gottesmutter die Treue zu brechen. Den Tod nicht scheuend, nahmen sie die Todesdrohungen und den möglichen Tod als Beweis ihrer Treue zur Gottesmutter an. Nicht zuletzt sei hier erwähnt, dass der Heilige Vater das Attentat vom 13. Mai 1981 auf dem St. Petersplatz und seine schnelle Heilung als ein Hinweis des Himmels betrachtete, war er doch schon am 13. Mai 1982 nach Fatima gepilgert, um „der Gottesmutter für die Errettung zu danken“. Damals wurde die aus seinem Leib heraus- operierte Kugel an der Krone der Muttergottes-Statue in Fatima befestigt, die heute auf dem in Marmor gefassten Baumstumpf jener Steineiche steht, wo Maria 1917 den Kindern erschien.

Francisco und Jacinta haben ihre Krankheiten bis zum Tode in bewundernswerter Weise ertragen. Damit wollten sie Sühne leisten für jene, die Gott aus ihrem Leben ausschließen, um auch für sie die Gnade der Bekehrung zu erflehen. Francisco lag schon im Sterben, als seine Schwester Jacinta ihn besuchte. Da sagte sie zu ihrem Bruder: „Grüße unseren Herrn und Unsere Liebe Frau auch in meinem Namen und sage ihnen, dass ich gerne noch lange leiden möchte, wenn sie es wünschen, um die Sünder zu bekehren und dem Unbefleckten Herzen Mariens Sühne zu leisten!“

Wir können mit Recht stolz auf diese beiden Kinder sein und Großmut von ihnen lernen! Gott aber sind wir dankbar für diese beiden aus Liebe zu Gott brennenden Kinderherzen. Mögen sie Vorbild und Ansporn auch für unsere Kinder sein!

Heilige Francisco und Jacinta,

bittet für unsere Kinder und Jugend !

Päpstliche Ansprache

Ansprache des Heiligen Vaters, Papst Johannes Paul II. nach der Seligsprechung der Seherkinder Francisco und Jacinta am 13. Mai 2000 in Fatima

Übersetzung der „Traduzione non ufficiale“ (nicht offizielle italienische Übersetzung) aus dem SALA STAMPA DELLA SANTA SEDE (Pressesaal des Heiligen Stuhls). Man kann davon ausgehen, dass der italienische Text sehr zuverlässig ist; erfahrungsgemäß wird vom Portugiesischen ins Italienische Wort für Wort übersetzt. Der Papst hat die ganze Predigt abgelesen, sodass anzunehmen ist, dass er den vorgelegten Text auch wörtlich verwendet hat. (Übersetzung: Kaplan Matthias Rey)

1. Ich preise dich, o Vater, (…) weil du all diese Sachen den Weisen und den Intelligenten verborgen, den Kleinen aber offenbart hast“ (Mt 11,25).

Mit diesen Worten, liebe Brüder und Schwestern, lobt Jesus den himmlischen Vater für seine Pläne; er weiß, dass niemand zu ihm kommen kam wenn ihn nicht der Vater zieht (vgl. Joh 6,44). Deshalb lobt er diesen Plan und fügt schlussendlich hinzu: „Ja, o Vater, denn so hat es dir gefallen“ (Mt 11, 26). Dir hat es gefallen, das Reich den Kleinen zu öffnen. Nach dem göttlichen Plan ist „eine Dame mit der Sonne bekleidet“ (Apk 12,1) vom Himmel auf diese Erde gekommen, um die vom Vater privilegierten Kleinen aufsuchen. Sie spricht zu ihnen mit mütterlicher Stimme und mütterlichem Herzen. Sie lädt sie ein, sich als Opfer für die Wiedergutmachung darzubieten, und verspricht ihnen dabei, sie sicher bis zu Gott hin zu führen. Und siehe, sie sehen von den mütterlichen Händen ein Licht ausgehen, weiches ihr Innerstes durchdringt, sodass sie sieh in Gott eingetaucht fühlen, wie wem sich eine Person – so erklären sie selber – im Spiegel betrachtet. Etwas später bemerkte Francisco, einer der drei Privilegierten: „Wir brannten in jenem Licht, das Gott ist, und es verbrannte uns nicht. Wie ist Gott! Man kann es nicht sagen. Doch das, ja, das können wir sagen, dass wir es nie sagen können. „Gott: ein Licht, das brennt, jedoch nicht verbrennt. Dieselbe Wahrnehmung hatte Moses, als er Gott im brennenden Dornbusch sah, dabei sprach Gott zu ihm, dass er besorgt sei wegen der Versklavung seines Volkes, und er entschloss sich, es durch ihn zu befreien. „Ich werde mit dir sein“ (vgl. Ex 3, 2-12). Jene, die diese Gegenwart Gottes aufnehmen, werden zur Wohnung und folglich zum „brennenden Dombusch“ des Allerhöchsten.

2. Was den seligen Francisco am meisten verwundert hat und was ihn durchdrang, war Gott in diesem immensen Licht, das sie alle drei in ihrem Innersten erreicht hat. Jedoch hat sich Gott nur ihm als „sehr traurig“ zu erkennen gegeben, wie er selber sagte.

Francisco

Eines nachts hörte ihn sein Vater schluchzen, und er fragte ihn, warum er weine; der Sohn antwortete: „Ich dachte an Jesus, der wegen der Sünden, die gegen ihn gemacht werden, sehr traurig ist“. Jetzt bewegt Francisco nur ein Wunsch, nämlich – so ausdrucksvoll, wie es Kinder in ihrer Art tun – „Jesus, trösten und ihn glücklich machen“. In seinem Leben geschieht eine Verwandlung, man könnte sagen, eine radikale Verwandlung, eine für Kinder in diesem Alter sicher ungewöhnliche Verwandlung. Er verpflichtet sich einem intensiven geistlichen Leben, mit einem so beharrlichen und leidenschaftlichen Gebet, dass er eine wahrhafte Form der mystischen Vereinigung mit dem Herrn erreicht. Genau das treibt ihn zu einer wachsenden Reinigung des Geistes, und zwar durch viele Entsagungen gegenüber dem, was ihm gefällt und sogar bis in die unschuldigen Spiele der Kinder. Francisco ertrug die großen Leiden, die durch die Krankheit verursacht wurden, an welcher er schließlich starb, ohne jegliche Klage. Alles erschien ihm wenig, um Jesus zu trösten; er starb mit einem Lächeln auf den Lippen. In diesem Kleinen war der Wunsch groß, die Beleidigungen der Sünder wieder gut zu machen. Dazu brachte er die Anstrengung, gut zu sein, dar; die Opfer, das Gebet, Auch Jacinta, seine fast zwei Jahre jüngere Schwester, lebte beseelt von denselben Gefühlen.

3. „Alsdann erschien ein anderes Zeichen am Himmel: ein gewaltiger Drache“ (Apk 12,3) Diese Worte, die wir in der ersten Lesung der Messe gehört haben, führen uns zu den Gedanken an den großen Kampf zwischen Gut und Böse, und erinnern uns daran, dass der Mensch, wenn er Gott auf die Sehe schiebt, das Glück nicht erreichen kann, sondern in der Selbstzerstörung endet. Wie viele Opfer im Laufe des letzten Jahrhunderts, des zweiten Jahrtausends! Die Gedanken gehen zu den Grausamkeiten der zwei „großen Kriege“ und aller andern Kriege in vielen Teilen der Welt, zu den Konzentrations- und Vernichtungslagern, zu den Gulags, zu den ethnischen Säuberungen und den Verfolgungen, zum Terrorismus, zu den Geißelnahmen, zur Droge, zu den Attentaten gegen das ungeborene Leben und gegen die Familie. Gott will, dass niemand verloren geht; darum hat er vor 2000 Jahren seinen Sohn auf die Erde gesandt, um „zu suchen und zu retten, was verloren war“ (Lk 19,10), Er hat uns mit seinem Tod am Kreuz. gerettet. Niemand verachte dieses Kreuz! Jesus ist gestorben und auferstanden, um „der Erstgeborene vieler Brüder“ zu sein. (Röm 8,29).

In ihrer mütterlichen Fürsorge ist die Heiligste Jungfrau hierher nach Fatima gekommen, um die Menschheit zu bitten, „Gott, unsern Herrn nicht mehr zu beleidigen, der schon so viel beleidigt wurde“ Es ist der mütterliche Schmerz, der sie verpflichtet, zu sprechen; das Schicksal ihrer Kinder steht auf dem Spiel. Darum bittet sie die Hirtenkinder: „Betet, betet viel und bringt Opfer für die Sünder; viele enden in der Hölle, weil niemand da ist, der für sie betet und sich für sie opfert“.

4. Die kleine Jacinta hat diesen Kummer der Madonna geteilt und erlebt und hat sich heroisch als Opfer für die Sünder dargeboten. Eines Tages, als sie und Francisco bereits durch die Krankheit gezeichnet und ans Bett gezwungen waren, kam die Jungfrau Maria, sie im Haus zu besuchen, wie Jacinta erzählt: „Die Madonna ist gekommen um uns zu sehen, und sie hat gesagt, dass sie sehr bald Francisco holen werde, um ihn in den Himmel zu bringen. Mich hat sie gefragt, ob ich noch mehr Sünder bekehren wolle. Ich habe ihr Ja gesagt“. Und, als der Augenblick des Weggangs von Francisco kam, hat ihm die Kleine ans Herz gelegt: .“Bringe unserem Herrn und der Madonna viele Grüße von mir und sag ihnen, dass ich bereit hin, alles zu ertragen, was sie wollen, um die Sünder zu bekehren“.

Jacinta

Jacinta war von der Höllenvision, geschehen in der Erscheinung im Monat Juli, derart getroffen, dass ihr alle Abtötungen und Bußübungen als Kleinigkeit erschienen, um die Sünder zu retten. Jacinta könnte bestens mit dem heiligen Paulus ausrufen: „Ich freue mich, für euch zu leiden, so ergänze ich in mir, was an den Leiden Christi fehlt, zum Nutzen seines Leibes, der die Kirche ist“ (Kol 1,24). Letzten Sonntag haben wir beim Kolosseum in Rom der sehr vielen Zeugen des Glaubens des 20. Jahrhunderts gedacht, und haben durch die ausgeprägten Zeugnisse, die sie uns hinterlassen haben, die Leiden in Erinnerung gerufen, die sie ertragen haben. Eine Wolke unzähliger mutiger Glaubenszeugen hat uns ein wertvolles Erbe hinterlassen, welches im dritten Jahrtausend lebendig bleiben muss. Hier in Fatima, wo diese Zeiten der Drangsal vorhergesagt worden sind und die Madonna um Gebet und Busse gebeten hat, um sie zu verkürzen, möchte ich heute dem Himmel danken für die Kraft des Zeugnisses, welche sich in allen diesen Menschenleben gezeigt hat. Und ich wünsche einmal mehr, die Güte des Herrn mir gegenüber zu feiern, als ich während des Anschlags an jenem 13. Mai 1981 vor dem Tode gerettet wurde. Ich drücke meine Anerkennung auch der seligen Jacinta gegenüber aus für die Opfer und Gebete, die sie für den Heiligen Vater gemacht hat, den sie so sehr leiden sah.

5. „Ich preise dich, o Vater, weil du all diese Sachen den Kleinen offenbart hast“. Das Lob Jesu nimmt heute die feierliche Form der Seligsprechung der Hirtenkinder Francisco und Jacinta an. Die Kirche will mit diesem Ritus diese zwei Flämmchen, welche Gott entzündet hat, um die Menschheit während ihrer dunklen und unruhigen Stunden zu erhellen, auf den Leuchter stellen. Mögen also diese Lichter auf dem Weg dieser immensen Menge von Pilgern und aller andern, die uns durch Radio und Fernseher begleiten, leuchten, „Seien Francisco und Jacinta ein freundschaftliches Licht, dar ganz Portugal erhellt und, in spezieller Weise, diese Diözese von Leiria-Fatima..

Ich danke Monsignore Serafim, Bischof dieser bedeutenden Ortskirche, für seine Willkommens-Worte, und mit großer Freude grüße ich den ganzen portugiesischen Episkopat und die betreffenden kirchlichen Gemeinschaften, die ich von Herzen liebe und ich fordere sie auf, ihre Heiligen nachzuahmen. Ein brüderlicher Gruß den anwesenden Kardinälen und Bischöfen, speziell jenen Hirten von Gemeinschaften der Länder mit portugiesischer Sprache: die Jungfrau Maria erwirke dem angolanischen Volk die Versöhnung, sie bringe Trost den Hochwassergeschädigten in Mozambique, sie wache über den Wegen von Timor Lorosae, Guinea Bisau, Capo Verde, São Tomé und Principe; sie behüte ihre Söhne und Töchter von Brasilien in der Einheit des Glaubens. Mein ehrerbietiger Gruß geht an den Premier-Minister und an die Autoritäten, welche an dieser Feier teilnehmen wollten. Ich profitiere von der Gelegenheit, dem Regierungsoberhaupt meine Anerkennung auszudrücken für alle, die mitgearbeitet haben, meine Pilgerreise zu ermöglichen. Eine herzliche Umarmung und einen speziellen Segen der Pfarrei und der Stadt Fatima, welche sich heute über ihre Kinder, die zur Ehre der Altäre erhoben sind, freuen.

6. Mein letztes Wort gilt den Kindern: Liebe Buben und Mädchen, ich sehe viele von euch mit jenen Kleidern gekleidet, die denen von Francisco und Jacinta gleichen, Sie stehen euch sehr gut! Das Unglück ist nur, dass ihr diese Kleider heute Abend oder vielleicht morgen wieder abzieht und… die Hirtenkinder verschwinden. Meint ihr nicht, dass sie nicht verschwinden sollten?! Die Madonna braucht euch alle, um Jesus zu trösten, der traurig ist wegen der Kränkungen, die ihm gemacht werden; er braucht eure Gebete und eure Opfer für die Sünder.

Bittet eure Eltern und eure Lehrer, euch bei der „Schule der Madonna“ einzuschreiben, damit sie euch lehre, so zu werden, wie die Hirtenkinder, die danach strebten, das zu machen, was sie von ihnen erbat. Ich sage euch, dass man „größere Fortschritte macht in kurzer Zeit, wenn man sich Maria unterordnet und von ihr abhängig ist, als während langen Jahren persönlichen Bemühens, bei dem man sich nur auf sich selber stützt“ (Hl. Ludwig Maria Grignon de Montfort, Traktat über die wahre Verehrung der allerseligsten Jungfrau, Nr. 155), Genau so sind die Hirtenkinder schnell heilig geworden. Als eine Frau, welche Jacinta in Lissabon aufgenommen hatte, all die sehr schönen und weisen Ratschläge hörte, die die Kleine gab, fragte sie sie, wer sie denn all das gelehrt habe. „Es war die Madonna“ antwortete sie. Jacinta und Francisco haben in kurzer Zeit den Gipfel der Vollkommenheit erreicht, indem sie sich mit ganzer Hingabe von einer so guten Meisterin führen ließen.

7. „Ich preise dich, o Vater, (… ) weil du all diese Sachen den Weisen und den Intelligenten verborgen, den Kleinen aber offenbart hast.“

Ich preise dich, o Vater, für all deine Kleinen, angefangen von der Jungfrau Maria, deine demütige Magd, bis zu den Hirtenkindern Francisco und Jacinta.

Die Botschaft ihres Lebens bleibe immer lebendig und erleuchte den Weg der Menschheit!

Amen

Grundsätzliches zur Untersuchung eines Wunders

Am 20. Februar 2001 wurde zum ersten Mal das liturgische Fest der Seligen Francisco und Jacinta gefeiert. Die Texte von der Messe und vom Stundengebet, die wir hier beifügen, wurden den Pfarreien und allen Ordensgemeinschaften Portugals zugeschickt, um sich geistig besser mit Fatima vereinen zu können. An diesem Festtag kamen in Prozession die Bewohner der Heimatpfarrei der Seherkinder, darunter ihre Verwandten und etwa 1.200 Kinder, vom Taufbrunnen der Pfarrkirche zur Erscheinungskapelle in die Cova da Iria, in der unter Leitung von Bischof Serafim zu Ehren der Seligen eine Konzelebration stattfand. Obwohl der 20. Februar nur in Fatima selbst als Fest und ausserhalb Fatimas nur als Gedenktag gefeiert wird, haben bereits mehrere Orte im In- und Ausland angefangen, zu ihren Ehren Kirchen und Altäre zu errichten. Dadurch offenbaren die Gläubigen ihren Wunsch, dieses Fest auf die ganze Kirche zu erweitern, was eigentlich erst nach der Heiligsprechung geschieht. Was noch zur Heiligsprechung von Francisco und Jacinta fehlt, ist ein wissenschaftlich bewiesenes Wunder, das auf ihre Fürbitte nach der Seligsprechung geschehen ist. Es hat bereits Papst Innozenz IV. (1243-1254) so bestimmt: dass zur Heiligsprechung eines Dieners Gottes nicht nur das heiligmäßige Leben bewiesen werden soll, sondern auch Wunder, die auf ihre Fürsprache geschahen. Dies soll zur Bestätigung des Himmels dienen, dass im menschlichen Untersuchungsprozess über die Heiligkeit kein Irrtum unterlaufen ist. Seit dem Heiligen Jahr 1975 wird sowohl für die Selig- wie auch für die Heiligsprechung je ein wissenschaftlich bewiesenes Wunder gefordet, nur bei der Seligsprechung eines Martyrers dispensiert die Kirche heute von dem Beweis des Wunders.

Was ist eigentlich das Wunder? Die meisten Theologen sagen, dass das Wunder ein seltenes religiöses Geschehen ist, das Gottes besonderes und freies Eingreifen beansprucht und gleichzeitig für den Menschen Zeichen oder Offenbarung der göttlichen Botschaft ist, um ihn zu seiner Bekehrung zu bewegen.» Somit überschreitet das Wunder die Naturgesetze und läßt keine Möglichkeit zu, es durch einen normalen Prozess zu beweisen. Die Theologen unterscheiden, nach der Lehre des Hi. Thomas, drei verschiedene Arten von Wundern: 1. das die Naturkräfte „quoad substantiam“ (in ihrer Wesentlichkeit) übertrifft, und deswegen die Natur ein solches Geschehen nicht hervorbringen kann, z.B. dass zwei Körper gleichzeitig am selben Platz stehen, oder ein Körper verklärt sei. 2. das die Naturkräfte nicht im Geschehen selbst, sondern im Subjekt übertrifft, an dem es geschieht: so z.B. die Auferstehung eines Toten oder der Zuwachs eines Beines oder anderen Körperteiles, das bereits amputiert wurde. Die Natur ist zwar fähig, Leben zu erzeugen, doch keineswegs beim Toten; ein Glied kann zwar wachsen, nicht aber dann, wenn es amputiert wurde. 3. endlich, wenn das Geschehen die Naturkräfte „quoad modum“ (in der Art des Geschehens) übertrifft, z.B. die plötzliche Hei- lung ohne Medikamente und Behandlungen aus einer schweren Krankheit; die Befreiung von einer schweren Verkümmerung; oder wenn sich eine Wunde plötzlich heilt. Die Natur kann zwar die Verkümmerung eines Gliedes korrigieren und eine Wunde heilen, das geschieht aber nie plötzlich.

Bereits im Jahre 1917 haben viele Menschen ihre Anliegen den kleinen Seherkindern anvertraut und von Gebetserhörungen gesprochen, die ihrer Fürbitte zugeschrieben wurden. Oft ging es nur um Einbildungen, manchmal aber um erlangte Gnaden, die nur selten als Wunder angesehen werden könnten. Es werden heute bei der Leitung der Heiligsprechungsprozesse etwa eintausend Gebetserhörungen registriert, die jährlich auf die Fürsprache der Seligen Francisco und Jacinta gemeldet werden. Die Erfahrung zeigt, dass nur der eine oder der andere Fall von hundert Fällen ein Wunder sein könnte. Auch die ernsteren müssen noch besser untersucht werden, bevor man sie einem strengen kanonischen Prozess unterzieht, um so spätere schwere Enttäuschungen zu ersparen, denn auch solche sind oft natürlich zu erklären. Man verwendet für eine Heiligsprechung zur Zeit kein Wunder moralischer Art (wie z.B. die Bekehrung eines großen Sünders, die Versöhnung einer gespalteten Familie, die Befreiung von Drogen- und Alkoholsucht usw.), deswegen richtet man die Aufmerksamkeit auf Wunder physikalischer Art, – wie Heilungen von unheilbaren Krankheiten -, die eben auf die Fürbitte der Seherkinder geschehen.

Bevor man bei solchen Heilungen, die Wunder sein könnten, einen kanonischen Prozess einleitet, muß folgendes besorgt werden: 1. Es müssen beschrieben werden: die Krankheit mit ihren Symptomen, von Beginn bis zur Heilung, wie sie sich eben entwickelt hatte; die Diagnose des Arztes und, soweit es möglich ist, die Behandlung der Krankheit, ihre Erfolge und Prognosen; ein eingehender Bericht davon, wie die Heilung erfolgte, und ob Francisco und Jacinta in der Tat um Hilfe angerufen wurden; ob die Heilung plötzlich und in welcher Phase der Behandlung geschah. 2. Sollten Gründe dafür sprechen, dass es sich um ein Wunder handeln könnte, müssen auch alle diesbezüglichen Dokumente eingesammelt werden: die Kopie des klinischen Prozesses mit dem ärztlichen Bericht über die Krankheit; die Befunde von der Behandlung, von der Entwicklung der Krankheit und ihre Prognose; alle ergänzenden Mittel für die Diagnose (Iaboratorische Analysen, Radiografien, TAC, Ekografien, Biopsien und andere) und, wenn möglich, die dazu gehörigen Berichte; ärztliche Kontrolle nach der Heilung, ärztliche Aussage über die Möglichkeit von Wunder. Es werden eben alle Dokumente benötigt, die den Fall besser klären könnten. Sie werden bei den verschiedenen Instanzen beantragt, sie sind ja ver- pflichtet, solche Unterlagen 5 Jahre – und später auf Mikrofilmen dauernd – zu bewahren. 3. Der Postulator wird angesichts der Dokumente einen sachverständigen Arzt zu Hilfe rufen, der sich über den Fall äußern soll. Wenn die Möglichkeit eines Wunders feststeht, wird er die Dokumente an den Postulator in Rom weiterleiten, der dann, nach Beratung mit einem Sachverständigen, entscheidet, ob der kanonische Prozess eröffnet wird. Die Seligen Francisco und Jacinta sind bereits in der ganzen Welt bekannt und werden um Hilfe angerufen. Ihre Freunde wünschen nun, dass sie bald heiliggesprochen werden und Ihre Verehrung für die Universalkirche bestätigt werde.

Ritus der Seligsprechung

der Seherkinder Francisco und Jacinta am 13. Mai 2000 in Fatima durch Papst Johannes Paul II.

Der Bischof von Leiria-Fatima, begleitet von den Postulatoren, begibt sich zum Hl. Vater und bittet ihn, die Diener Gottes FRANCISCO MARTO und JACINTA MARTO seligzusprechen.:

Heiliger Vater! der Bischof von Leiria-Fatima bittet demütig Eure Heiligkeit, die Diener Gottes FRANCISCO MARTO und JACINTA MARTO in das Verzeichnis der Seligen aufnehmen zu wollen.

FRANCISCO MARTO (11.3.1908 – 4.4.1919) und JACINTA MARTO (11.6.1910 – 20.2.1920) wurden in Aljustrel, Pfarrei Fatima, Diözese Leiria-Fatima geboren. Sie lernten schon in der Familie Jesus und Maria kennen und lieben. Sie haben im Jahre 1916, mit ihrer Cousine zusammen, dreimal einen Engel und 1917 sechsmal die heiligste Jungfrau gesehen. Diese forderten die Kinder auf, zu beten und Opfer zu bringen, um Gott und Mariens Unbeflecktem Herzen für die Beleidigungen Sühne zu leisten und für die Bekehrung der Sünder mitzuwirken.

Von der Zeit ab hatten sie nur ein Anliegen: diese Wünsche des Engels und Mariens zu erfüllen. Sie kamen dadurch stets auf dem Weg der Vollkommenheit vorwärts.

Die Worte des Engels: „Tröstet euren Gott“ machten vor allem auf Francisco einen ausserordentlich tiefen Eindruck. Sein Lebensideal war: Gott Freude und Trost zu bereiten.

Jacintas Leben war ein unermüdliches Beten und hochherziges Opfern, um die Sünder zu bekehren und dem Unbefleckten Herzen Mariens Sühne zu leisten. In ihrer letzten Krankheit gestand sie ihrer Cousine: „Ich leide, opfere aber alles für die Sünder auf und dem Unbeflekcten Herzen Mariens zur Sühne.“ Kurz vor ihrem Tode erklärte sie: „Ich werde im Himmel Jesus und das Unbefleckte Herz Mariens sehr lieben.“

Nach dieser kurzen Biographie der Diener Gottes stehen alle auf, während der Hl. Vater sitzend vornimmt

Die feierliche Seligsprechung

Nachdem Wir das Gutachten der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechung eingeholt haben, erfüllen Wir gerne die Bitte unseres Mitbruders Serafim de Sousa Ferreira e Silva, Bischof von Leiria-Fatima, vieler anderer Mitbrüder im Bischofsamt sowie zahlreicher Christgläubiger und gestatten kraft Unserer Apostolischen Autorität, dass die ehrwürdigen Diener Gottes FRANCISCO MARTO und JACINTA MARTO künftig SELIGE genannt werden.

Ihr Gedächtnis kann an den Orten und gemäss den Vorschriften, die rechtlich festgelegt sind, alljährlich am 20. Februar begangen werden.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Volk: Amen

Der Bischof von Leiria-Fatima dankt dem Heiligen Vater:

Heiliger Vater! Als Bischof von Leiria-Fatima, und im Namen des ganzen Volkes Gottes danke ich Ihnen von Herzen, dass Sie heute die Diener Gottes FRANCISCO MARTO und JACINTA MARTO seliggesprochen haben.

Es folgt der Friedensgruss des Heiligen Vaters mit dem Bischof und den Postulatoren.

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Fatima-Gebetstag am 2. Oktober 2005

Das Fatima Weltapostolat ruft in 110 Ländern auf zum Gebetssturm für die ungeborenen Kinder dieser Welt und weiht die Statue „Maria, Mutter des Lebens“ der Muttergottes.

Der Präsident des Internationalen Fatima-Weltapostolates, Américo Pablo López Ortiz, lädt zu einem Gebetstag für das Leben am 2. Oktober ein. 100 Millionen Gebete sollen der Muttergottes dargebracht werden für den Schutz des Lebens, vor allem der Ungeborenen. Wir dokumentieren den Rundbrief, der an die 110 nationalen Apostolate ging, die dem internationalen Fatima-Apostolat angeschlossen sind.

„Als Unsere Liebe Frau vor 88 Jahren Fatima besuchte, sagte sie, dass eine bessere Welt, eine Welt ohne Krieg, ohne Krankheiten, ohne Genozide, eine Welt in der alle Kinder Gottes die Möglichkeit haben, Ihn kennen zu lernen, Ihn zu lieben und Seine Arbeit zu tun, nur mit dem Gebet möglich ist… mit viel Gebet.

Das ist einer der wichtigsten Gründe für die Entstehung des Fatima-Weltapostolates. Wir wissen, wie wichtig die Botschaft der Jungfrau und Gottesmutter Maria für die Rettung der Erde und die Rettung der Seelen ist. Männer und Frauen, die den Abbruch einer Schwangerschaft befürworten, beleidigen die Gottesgebärerin Maria und beleidigen Gott. Dieselben Menschen, die bei einer Frau mit einem ungewollten Kind sagen, dass es ‚nur ein Fötus’ sei, freuen sich über das Baby, wenn es eine ‚gewollte’ Schwangerschaft ist. Sie und ich wissen, dass es egal ist, ob man es einen Fötus oder ein Baby nennt: Falls niemand sein Leben beendet, wird es geboren, um zu lernen, wie man Gottes Werk tut.

Es ist wichtig, dass wir die Gebote befolgen, es ist wichtig, Gottes Werk zu tun, es ist wichtig, dass wir daran arbeiten, die Gesetze, die die Abtreibung bewilligen, zu ändern. Die Sünde liegt jedoch nicht in dem, was die Gesetze sagen; sie liegt in der Entscheidung der Menschen. Wir glauben daran, dass wir gerufen wurden, um Menschen zu helfen, sich für Gottes Weg zu entscheiden… Gebete helfen den Menschen, Gott zu wählen.

Der Krieg gegen die Ungeborenen wird nicht zu einem weltweiten Frieden führen können. Im Gegenteil! Er verhindert diesen. Dieser Tatsache stellen wir unsererseits das Gebet entgegen. Um eine Welt herzustellen, in der Geborene und Ungeborene von der Empfängnis bis hin zum natürlichen Tod willkommen sind und geliebt werden, ist das Gebet, und ganz besonders der Rosenkranz wichtig. Marias Fürbitten, ihre Liebe und Beispiel können die Herzen ändern. Millionen von Mitgliedern des Fatima-Weltapostolates haben das Versprechen abgegeben, jeden Tag den Rosenkranz zu beten.

Am 2. Oktober fängt eine Bewegung an, die noch viel mehr Gebete für die Unantastbarkeit des Lebens aufbringen will. Die Mitglieder verbinden sich mit denen, die hart dafür arbeiten, die Heiligkeit des Lebens zu bewahren, an einem Tag weltweiten Gebets, und der Himmel wird über 100.000.000 Gebete in Empfang nehmen.

Am 2. Oktober wird die inspirierende Statue der Unantastbarkeit des Lebens ‚Maria, Mutter des Lebens’ gesegnet. Sie wird im Domus Pacis, dem Gästehaus des internationalen Zentrums des Fatima-Weltapostolates stehen.

Ähnliche Ereignisse werden am 2. Oktober überall auf der Welt in den Mitgliedsstaaten des Fatima-Weltapostolates stattfinden. Mit Ihrer Unterstützung wird dies das größte Gebetsereignis werden, das die Welt überhaupt gesehen hat. Zusammen bringen wir die ganze Kraft der Versprechen von GNADE und BARMHERZIGKEIT Unserer Lieben Frau von Fatima in den Kampf für das Leben ein.

Kommen auch Sie zu unserem Gebetsanlass, bei dem wir der Botschaft Unsrer Lieben Frau folgen. Regen Sie Ihre Familie, Freunde und Gebetsgruppen dazu an, den Rosenkranz mit uns oder an irgend einem Ort am Sonntag, dem 2. Oktober, zu beten im Kampf für die Unantastbarkeit des Lebens. Möge der Herr die harte Arbeit, die sie für die Jungfrau von Fatima und die Heiligkeit des Lebens tun, segnen.“